Vonovia, einer der führenden Immobilienkonzerne Deutschlands, hat beschlossen, alle geplanten Neubauprojekte für 2023 auszusetzen. Der Grund dafür sind die steigenden Baukosten und Zinsen. Laut Vonovia-Vorstand Daniel Riedl seien die Inflation und Zinsen enorm gestiegen, was das Unternehmen veranlasst hat, keine neuen Projekte zu beginnen. Dies betrifft insbesondere die Planungen in Berlin und Dresden.
Steigende Baukosten erschweren Umsetzung der Neubauprojekte
Vonovia gibt an, dass sie bei Objekten, die sie früher für zwölf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, nun eher Richtung 20 Euro gehen müssten, um ihre Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen. Riedl betont, dass diese Mieten in weiten Teilen Deutschlands „völlig unrealistisch“ seien. Um den bundesweiten Bedarf von 700.000 Wohnungen zu decken, seien auch Mieten von acht oder neun Euro erforderlich. Hier sieht der Vonovia-Vorstand den Bund in der Pflicht, klare Förderrichtlinien zu liefern und die Digitalisierung von Bauanträgen voranzutreiben.
Regierungsziele in Gefahr: Neubau-Ziel der Bundesregierung wird nicht erreicht
Diese Entscheidung kommt für Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Gemeinsam mit der Bundesregierung hatte sie angekündigt, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, 100.000 davon als Sozialwohnungen. Deutschland fehlen jedoch Hunderttausende von Wohnungen, vor allem größere und bezahlbare in den Ballungsräumen. Dennoch wird viel zu wenig gebaut. Laut Geywitz wird das Ziel, 400.000 Wohnungen in den Jahren 2022 und 2023 zu erreichen, nicht umgesetzt werden können. Das Ziel bleibe jedoch bestehen, “2024 und 2025 an diese Zahl heranzukommen”.
Immobilienbranche skeptisch: Baustopp von Vonovia wirft Pläne zurück
Der Baustopp von Vonovia ist ein Rückschlag für die Regierungspläne und die Immobilienbranche insgesamt. Eine interne Umfrage des Bundesverbands freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen zeigt, dass die mittelständischen Mitgliedsfirmen in diesem Jahr wohl nur etwa 65.000 neue Wohnungen bauen werden, anstatt der geplanten rund 150.000. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in der Immobilienbranche weiterentwickeln wird.
Fazit
Die Entscheidung von Vonovia hat auch weitreichende Konsequenzen für den Wohnungsmarkt in Deutschland. Schließlich ist Vonovia mit rund 400.000 Wohnungen der größte private Vermieter in Deutschland. Wenn das Unternehmen aufgrund der gestiegenen Kosten und der unsicheren Marktbedingungen nicht mehr in den Neubau investiert, wird die ohnehin angespannte Wohnungssituation in vielen Ballungsräumen noch prekärer.
Allerdings bleibt abzuwarten, ob auch andere Immobilienunternehmen dem Beispiel von Vonovia folgen werden. Schließlich wird der Bedarf an neuen Wohnungen in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Zudem hat die Politik klare Ziele ausgegeben, die den Neubau von Wohnungen fördern sollen.
Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger die Schwierigkeiten der Immobilienunternehmen ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um den Neubau von Wohnungen wieder anzukurbeln. Denn nur so kann langfristig sichergestellt werden, dass in Deutschland ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht.